Die pharmazeutische Industrie steht unter einem hohen Innovationsdruck – regulatorisch, technologisch und wirtschaftlich. Parallel dazu wächst die Bedeutung der Feinchemie als vorgelagerter Prozesspartner. Sie liefert längst nicht mehr nur Rohstoffe, sondern trägt entscheidend zur Qualität, Sicherheit und Effizienz entlang der pharmazeutischen Wertschöpfungskette bei.

Matthias Hänsel, Leiter Marketing bei der HECHT Technologie GmbH, gibt im Vorfeld der Solids Dortmund 2026 Einblick in fünf zentrale Trends, die Pharma und Feinchemie gleichermaßen prägen – mit Fokus auf automatisiertes Schüttgut-Handling, nachhaltige Prozesse und intelligente Containment-Lösungen.
1. Automatisierung: Mehr Effizienz durch gezielte Entlastung
„Automatisierung ist kein Selbstzweck – sie wird dort wirksam, wo sie dem Menschen den Rücken freihält“,
erklärt Hänsel. In der Praxis bedeutet das: standardisierte, repetitive Aufgaben wie das Befüllen, Wiegen oder Dosieren werden automatisiert, um Freiräume für qualitätsrelevante Tätigkeiten zu schaffen. Dabei profitiert nicht nur die pharmazeutische Produktion – auch die Feinchemie
nutzt Automatisierung zur Steigerung von Sicherheit, Rückverfolgbarkeit und Prozessstabilität.
Gerade an den Schnittstellen zwischen Feinchemie und Pharma, etwa bei der Übergabe hochpotenter Wirkstoffe oder Zwischenprodukte, sorgt durchdachte Automatisierung für reproduzierbare Ergebnisseund reduziert Bedienerinterventionen auf ein Minimum. „Entscheidend ist das Gleichgewicht: Eine smarte Anlage braucht weiterhin menschliches Know-how – nur dann kann sie ihr Potenzial entfalten.“
2. Nachhaltigkeit: Wertstoff statt Ausschuss
Rohstoffe sind kostbar – das gilt insbesondere für Spezialprodukte in der Feinchemie. Umso wichtiger ist
der sorgsame Umgang mit Prozessverlusten. Ein klarer Trend ist daher die Rückgewinnung und Wiederverwertung sogenannter produktnaher Rückstände – etwa feiner Pulverablagerungen in den Systemen, beim Anfahren
der Anlage oder als vermeintlicher Ausschuss anfallen.
„Was früher als unvermeidlicher Verlust galt, wird heute
als Sekundärrohstoff betrachtet“, sagt Hänsel. Diese Rückstände werden analysiert, klassifiziert und – sofern technisch und regulatorisch möglich – in den Kreislauf zurückgeführt, beispielsweise nachgelagerten Prozessen zur Aufbereitung und anschließenden erneuten
Zuführung. Solche Ansätze verringern nicht nur
den Ressourcenverbrauch, sondern senken auch Entsorgungskosten – ein zentraler Beitrag
zur wirtschaftlichen Nachhaltigkeit.
3. Containment: Schutz von Produkt und Personal – ab Prozessstufe eins
In Zeiten wachsender regulatorischer Anforderungen rücken geschlossene Systeme und High-Containment-Lösungen noch stärker in den Fokus. Dabei wird Containment zunehmend ganzheitlich gedacht:
nicht nur im Endprozess der Pharmaindustrie,
sondern schon bei der Handhabung sensibler
Rohstoffe und Intermediatprodukte in der Feinchemie.
„Gerade bei mehrstufigen Synthesen und toxikologisch relevanten Substanzen ist es entscheidend, dass Schutzmaßnahmen früh greifen – oft noch vor dem
ersten Mahlschritt oder bei der Abfüllung“, betont
Hänsel. Die Herausforderung besteht darin, flexible
und dennoch dichte Schnittstellen zwischen Produktchargen, Prozessmodulen und Anlagenkomponenten zu schaffen – insbesondere
bei wechselnden Rezepturen oder OEB-Klassen.
HECHT setzt dabei auf vielfältige Containment-Konzepte, die sowohl im Pharmabereich als auch in der Feinchemie Anwendung finden. Eine durchgängige Planung von Transferpunkten, Filtereinheiten, Reinigungs- und Entsorgungskonzepten ermöglicht es, Sicherheit, Hygiene und Bedienerfreundlichkeit in Einklang zu bringen.
4. Feinchemie und Pharma: Verzahnte Prozesse, abgestimmte Systeme
Die Grenze zwischen Feinchemie und Pharma verschwimmt zunehmend – nicht zuletzt, weil die pharmazeutische Qualitätssicherung längst bei der Rohstoffaufbereitung beginnt. Die Feinchemie wird damit zum integralen Bestandteil pharmazeutischer Produktionsprozesse – technisch, regulatorisch und organisatorisch.
„Viele pharmazeutische Anforderungen lassen sich nur erfüllen, wenn bereits in der Feinchemie entsprechende Standards gelten – sei es beim Containment, der Rückverfolgbarkeit oder der Produkthandhabung“, sagt Hänsel.
Die Kunden profitieren von integrierten Konzepten, die Effizienz, Produktschutz und Bedienersicherheit aufeinander abstimmen – über Unternehmens- und Branchengrenzen hinweg.
5. Intelligente Automatisierung: Datenbasiert entscheiden, Erfahrung bleibt zentral
Die digitale Transformation von Produktionsprozessen ist längst Realität – doch die eigentliche Herausforderung liegt nicht mehr in der Datenerfassung, sondern in deren intelligenter Nutzung. Es geht heute darum, komplexe Abläufe vorausschauend zu steuern, Produktqualität abzusichern und Betriebssicherheit zu erhöhen.
Der Einsatz intelligenter Automatisierungslösungen – zunehmend auch mit KI-gestützten Komponenten – gewinnt im Containment und Materialhandling weiter an Bedeutung. Ziel ist es, Prozesse sicherer, transparenter und effizienter zu gestalten. Dabei spielen die Erfassung und Auswertung von Echtzeitdaten eine zentrale Rolle: Parameter wie Füllstände, Materialfluss oder Zykluszeiten liefern die Grundlage für automatische Regelstrategien, vorausschauende Wartung und bedarfsgerechte Reinigungsintervalle.
Insbesondere beim Handling empfindlicher oder anspruchsvoller Stoffe – etwa hygroskopischen Pulvern oder hochpotenten Substanzen – trägt die Automatisierung dazu bei, Risiken zu minimieren und die Prozessstabilität zu erhöhen.
Ein Beispiel aus der Praxis: Bei Gebindewechseln kann die automatisierte Überwachung potenzielle Abweichungen wie ungewollte Partikelfreisetzung oder ungewöhnliche Druckverläufe frühzeitig erkennen. Das ermöglicht schnelles Eingreifen und erhöht die Sicherheit für Bediener und Produkt gleichermaßen.
Matthias Hänsel von HECHT Technologie betont in diesem Zusammenhang: „Die Automatisierung ersetzt nicht das Know-how der Menschen, aber sie gibt ihnen ein wirkungsvolles Werkzeug an die Hand.“
Besonders wirkungsvoll ist die Verbindung von digitaler Kontrolle mit dem Erfahrungswissen der Anwender.
Denn Automatisierung schafft Transparenz – doch erst der Mensch gibt den Daten Bedeutung. „Unsere Erfahrung zeigt: Die besten Prozesse entstehen dort, wo Technologie und Fachwissen auf Augenhöhe zusammenarbeiten“, betont Hänsel.
Fazit:
Die Zukunft der pharmazeutischen Produktion wird nicht im Reinraum allein entschieden. Sie beginnt dort, wo Feinchemie und Pharma aufeinandertreffen – mit intelligenten Automatisierungslösungen, nachhaltigen Materialkreisläufen und sicheren Schnittstellen.
Erleben Sie die neuesten Lösungen live auf der Solids Dortmund 2026 – am Stand von HECHT Technologie.
