Chancen und Möglichkeiten besser nutzen
Mehr als 100 Milliarden Tonnen Rohstoffe werden jährlich verbraucht, mehr als 90 Prozent davon werden nicht recycelt, so eine alarmierende Bilanz der Europäischen Investitionsbank (EIB). Immer höhere CO₂-Kosten, schwankende Rohstoffpreise und diverse geopolitische Krisen setzen Unternehmen zusätzlich unter Druck. Intelligente Anlagen sind der Schlüssel, um die Recyclingquote zu erhöhen und wertvolle Ressourcen sortenrein zurückzugewinnen. Hochpräzise, automatisierte Prozesse in „Smart Recycling Plants“ sollen bald mühsame manuelle oder ineffiziente maschinelle Sortierungen ablösen.
Enabler der Kreislaufwirtschaft
Die Digitalisierung spielt nicht nur eine wichtige Rolle bei der Sortierung, sondern über den gesamten Produktlebenszyklus (Smart Circular Economy) hinweg. Intelligente Sensoren (IoT-Systeme) überwachen den Materialfluss kontinuierlich und in Echtzeit. Die gesammelten Daten bilden die Grundlage für datenbasierte Entscheidungen und die Steuerung der Anlagen. Datenanalysen und Predictive Maintenance (vorausschauende Wartung) sind essenziell. KI-Systeme erkennen Engpässe und ineffiziente Prozesse, schlagen Optimierungen vor und sagen den Wartungsbedarf von Maschinen voraus. Dies reduziert Ausfallzeiten und Betriebskosten. Technologien wie Blockchain und Digitale Zwillinge stellen zukünftig eine lückenlose Rückverfolgbarkeit von Materialien sicher. Die Integration digitaler Technologien mündet in einer skalierbaren, transparenten und hochgradig effizienten Abfallwirtschaft.
KI-gesteuert präzise sortieren
Im Projekt Smart Recycling-Up im Rahmen der Förderlinie „KI-Leuchttürme für Umwelt, Klima, Natur und Ressourcen“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) ist es gelungen, ein neuartiges, KI-basiertes Gesamtkonzept zu entwickeln. Es vereint moderne KI-gestützte Sensorik, Maschinelles Lernen sowie automatisierte Steuerungssysteme. Die Lösung ermöglicht erstmals eine automatisierte Sortierung sperriger Abfälle mittels Kran oder Bagger. Der Fokus lag dabei auf der Rückgewinnung wertvoller Materialien wie Holz, Kunststoff oder Metall, die sich bislang nur schwer aus Mischabfällen separieren lassen. Ein weiteres Plus: Die KI kann Störstoffe wie Batterien und andere Gefahrstoffe identifizieren und entfernen, was die Sicherheit von Mitarbeitern und Anlage signifikant erhöht. Das Smart Recycling-Up Projekt zeigt eindrucksvoll, wie KI und Robotik in der Abfallwirtschaft Effizienz und Qualität des Recyclings verbessern.
Leuchtturmprojekte allerorten
Mit der Smart Recycling Factory (SRF) soll sich der aktive Deponiestandort Pohlsche Heide im Laufe der nächsten Jahre in mehreren Schritten zu einem überregionalen Innovationsstandort für Recycling und Kreislaufwirtschaft weiterentwickeln und deren gesamte Bandbreite und Dimension sichtbar machen. Ziel ist eine zukunftsweisende, transdisziplinäre Forschung zur Circular Economy, um Ressourcen einzusparen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren und die regionale Wirtschaft zu stärken. Als „Science-to-Business-Center“ wird die SRF wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis umsetzen.
Musterbeispiel für wegweisendes Recycling
Seit Herbst 2025 ist bei Pre Zero Sorting Austria in Sollenau eine Sortieranlage für Leichtverpackungen (LVP) in Betrieb, die nicht zuletzt dank KI-Integration zu den innovativsten Recyclinganlagen Europas zählt. Das Herzstück der Anlage ist ein hochintegriertes und automatisiertes Sortiersystem, das sowohl leichte Haushaltsverpackungen als auch Kunststoffflaschen und Leichtverpackungsabfälle aus gewerblichen Abfallströmen verarbeiten kann. Die Anlage besticht besonders durch ihren hohen Grad an intelligenter Automatisierung während des gesamten Prozesses. Durch die Minimierung manueller Eingriffe erhöht das System die Effizienz, reduziert Stillstandzeiten und erlaubt einen Betrieb rund um die Uhr.
Junge Unternehmen zeigen auf der RECYCLING-TECHNIK Dortmund, was sie können
Das Tech-Start-up Mineral Waste Manager ist mit seinem gleichnamigen Produkt in den Markt getreten, um die mineralische Abfallindustrie fit und resilient für die Zukunft zu machen. „Unser Ziel ist es innovative Lösungen für die digitale Transformation in der Abfallbranche voranzutreiben“, so Dr. Sebastian Busse, Geschäftsführer Mineral Waste Manager. „Durch die Entwicklung und Bereitstellung KI-basierter Lösungen helfen wir, die Abwicklungsprozesse bei der Entsorgung mineralischer Abfälle effizienter und resilienter zu gestalten.“ Das konkrete Ziel: Die schnellstmögliche, professionelle Behandlung mineralischer Abfälle auf dem optimalen Entsorgungsweg.
Optocycle verfolgt eine klare Vision: Eine Welt, in der jeder Bauschutt neuer Baustoff ist. Das Unternehmen kombiniert modernste optische Sensorik mit fortschrittlicher Künstlicher Intelligenz, um mineralische Bauabfälle effizient und transparent in nachhaltige Baustoffe zu transformieren. Damit fördert das 2022 gegründete und mehrfach ausgezeichnete Start-up aktiv die Digitalisierung der Kreislaufwirtschaft und trägt zu einem transparenten und umweltfreundlichen Bauwesen bei. Durch das KI-gestützte, optische Erkennungssystem für mineralische Abbruchabfälle wissen Kunden immer genau, mit welchen Stoffen sie sich gerade beschäftigen. „Gegründet mit dem Gedanken, den Umgang mit mineralischen Bauabfällen zu revolutionieren, haben wir uns zum Ziel gesetzt, die Branche durch innovative Technologie, Engagement und Transparenz neu zu definieren“, unterstreicht Co-Founder & CEO Max-Frederick Gerken. „Unser Team arbeitet unermüdlich daran, Technologien zu entwickeln, die nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch nachhaltig sind.“
Katalysator für den grünen Wandel
Die Kreislaufwirtschaft besitzt enormes Potenzial und verbindet Ökologie, Ökonomie sowie soziale Aspekte. Durch den Einsatz von KI, Robotik und digitalen Zwillingen lassen sich Prozesse so gestalten, dass sie weniger Ressourcen verbrauchen, weniger Abfall produzieren und sogar noch den Fachkräftemangel abfedern. Europas Ziel ein klimaneutraler Kontinent zu werden, ist laut der Beratungsgesellschaft EY nur durch eine hocheffiziente Ressourcennutzung zu erreichen. Durch die Verwendung von Sekundär- anstelle von Primärrohstoffen z.B. in der Metall-, Glas- und Papierproduktion ergeben sich Energieeinsparungen von 20 bis 90 Prozent sowie erhebliche Wassereinsparungen. EU-Unternehmen könnten jährlich Nettomaterialkosten von 250 bis 465 Milliarden Euro, also 12 bis 23 Prozent ihrer Materialkosten, einsparen. Ein großer Anreiz die Digitalisierung stärker zu forcieren. „Smart Recycling Plants“ kombinieren Sensorik, Robotik und KI, um das Recycling von einem linearen, arbeitsintensiven Prozess in ein hocheffizientes, datengesteuertes System zu verwandeln. Als zentraler Bestandteil des digitalen Ökosystems einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft spielen sie eine entscheidende Rolle.
Aktualisiert am 10.12.2025, Quelle:
SOLIDS & RECYCLING-TECHNIK Dortmund, Easyfairs Deutschland GmbH
Fachmesse-Duo für die Schüttgut-, Prozess- und Recycling-Industrie