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18.–19. MÄRZ 2026
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Kunststoff-Recycling im Wandel – Was die PPWR für Handel und Recycler bedeutet 

Die neue EU-Verpackungsverordnung (PPWR) sorgt für Aufruhr in der Branche. Sie will Verpackungsabfälle reduzieren, die Wiederverwendung fördern und ein funktionierendes Kreislaufsystem etablieren. Doch die Umsetzung stellt Handel, Hersteller und Recycler vor enorme technische, wirtschaftliche und regulatorische Herausforderungen. In unserem Podcast Bulk Talk haben wir mit Dr. Dirk Textor, u.a. Geschäftsführer der Waste Plastics Experts und Vorsitzender des Fachverbandes Kunststoffrecycling beim bvse e.V., über die Folgen der PPWR gesprochen  und darüber, warum die Umstellung von PP- auf PET-Schalen ein Paradebeispiel für die Zielkonflikte der Verordnung ist.

Was die PPWR erreichen will – und warum es so kompliziert wird

Die Packaging and Packaging Waste Regulation verfolgt klare Ziele: 

  • Nachhaltigere Verpackungen mit höherer Recyclingfähigkeit
     
  • Mehr Rezyklateinsatz, um fossile Neuware zu ersetzen
     
  • Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks durch geschlossene Materialkreisläufe  

 

Doch in der Praxis stoßen diese Ziele schnell an technische Grenzen. Besonders deutlich wird das bei Kunststoffverpackungen für Lebensmittel:  
Während transparente PP-Schalen (Polypropylen) heute gut sortierbar und recycelbar sind, fehlt es an lebensmitteltauglichen Rezyklaten aus PP. PET dagegen – vor allem aus Flaschen – ist verfügbar und für den Lebensmittelkontakt zugelassen. Deshalb ersetzen viele Hersteller PP-Schalen durch PET-Schalen.  

Das Problem: PET-Schalen sind oft Mehrschicht-Verbundmaterialien und damit selbst wieder schwer zu recyceln – ein echtes Recycling-Paradoxon.  

Technische Realität: Design for Recycling klingt leichter als es ist 

“Verpackung ist nicht gleich Verpackung – und Recycling ist nicht gleich Recycling”, betont Dr. Textor.  
Selbst gut gemeinte Lösungen scheitern oft an Details: Farbstoffe, Kleber oder Druckfarben können Materialien im Recyclingprozess unbrauchbar machen. Viele Verbundverpackungen sehen auf den ersten Blick recyclingfähig aus, sind es aber in der Praxis nicht.  

Beispiel aus dem Podcast: 

  • Gummibärchentüte: bedruckt, aber aus sortenreinem PP – wird heute oft recycelt.
     
  • Hähnchenbrustschale: transparent, aber aus PET/PE-Multilayer – kaum recyclingfähig.
     

Hier zeigt sich: Optik täuscht. Für Verbraucher ist es praktisch unmöglich, die Recyclingfähigkeit zu beurteilen.  

Wirtschaftliche Hürden und Marktunsicherheiten 

Die Umstellung auf neue Materialien bedeutet für Hersteller und Handel:  

  • Hohe Investitionen in neue Maschinen und Materialtests 

  • Anpassung der Siegeltechnik und Haltbarkeitsanforderungen
     
  • Mangel an klaren Übergangsfristen und verbindlichen Leitlinien 

     

Kleine und mittelständische Unternehmen geraten dabei besonders unter Druck. “Ohne Planungssicherheit wird jede Investition zum Risiko”, warnt Dr. Textor.  

 

Rezyklatpreise, Betrug und internationale Konkurrenz  ​

Ein weiteres Problem: Rezyklate sind oft teurer als Neuware. Das schafft Anreize, Neuware aus Drittstaaten als Rezyklat zu deklarieren – ein klarer Wettbewerbsbetrug, der die europäische Recyclingbranche schwächt.  
Zudem entstehen weltweit neue, hochmoderne Recyclingkapazitäten – etwa in China –, die europäischen Unternehmen Marktanteile streitig machen.  

Dr. Textor fordert deshalb digitale Nachweissysteme, um die Herkunft von Rezyklaten zweifelsfrei zu belegen, und eine politische Verpflichtung, in Europa anfallende Kunststoffabfälle auch in Europa zu recyceln. 

 

Chancen durch Innovation 

Trotz aller Schwierigkeiten sieht Dr. Textor auch positive Entwicklungen:  

  • Fortschritte bei sensorbasierten Sortiertechnologien

  • KI-gestützte Objekterkennung für bessere Materialtrennung
     
  • Zukunftspotenzial durch digitale Fingerabdrücke von Verpackungen 
     
  • Steigendes Bewusstsein für Design for Recycling
     

Er plädiert für Flexibilität: Wenn Closed-Loop-Recycling technisch nicht möglich ist, sollten auch Open-Loop-Lösungen anerkannt werden – solange sie fossile Neuware ersetzen.  

Fazit: Zwischen Regulierung, Technik und Realität


Die PPWR ist ein wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft – doch ihre Umsetzung erfordert
technische Innovation, wirtschaftliche Weitsicht und realistische Rahmenbedingungen.  
“Wir dürfen nicht denselben Fehler machen wie bei der Solarindustrie oder Elektromobilität”, mahnt Dr. Textor. “Europa muss seine Recyclingkapazitäten halten und weiterentwickeln – sonst verlieren wir unseren Vorsprung.”  

 

💡Mehr erfahren:

Wer tiefer in das Thema einsteigen möchte, kann die komplette Podcastfolge mit Dr. Dirk Textor in unserem Bulk Talk – dem Podcast für eine innovative Schüttgut- und Recycling-Industrie (BULK TALK – Podcast der Schüttgut, Recycling & Prozessindustrie) anhören.  
Am 18. und 19. März 2026 wird er zudem vor Ort auf der SOLIDS & RECYCLING-TECHNIK Dortmund gemeinsam mit weiteren Expert:innen über die PPWR und ihre Auswirkungen diskutieren. 

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Aktualisiert am 01.09.2025

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SOLIDS & RECYCLING-TECHNIK Dortmund, Easyfairs Deutschland GmbH

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